Das System Carrera Servo 160 wurde im Jahr 1978 vorgestellt, ebenso wie der große Bruder Carrera Servo 132. Im Folgejahr schob Carrera noch die Zwischengröße Carrera Servo 140 nach. Während die Servo 132 nur bis 1983 produziert wurde (und damit ein ziemliches Verlustgeschäft gewesen sein dürfte), überlebte die Servo 160 den Konkurs im Jahr 1985 und blieb bis 1996 im Programm. In dieser Zeit erschien allerdings nur eine echte Fahrzeug-Neuheit, nämlich das Indy-Car. Die Servo 140 überlebte als Carrera Servo Plus bis 1999, wobei sich sowohl die Fahrzeuge als auch die sonstige Technik im Vergeich zum Ursprungsprodukt stark verändert hatten.
Alle 3 Servo-Systeme hatten gemeinsam, daß sie nach dem Willen des Firmeninhabers Hermann Neuhierl den Autorennbahn-Sektor revolutionieren sollten. In der Realität sah das allerdings anders aus, die Einführung der Servo-Bahnen war der Anfang vom Ende der Neuhierl-Ära. Und zwar im wesentlichen aus 3 Gründen:
erstens konnte der Kunde nun zwischen 6 Rennbahnsystemen auswählen, die teilweise nicht ausreichend voneinander abgegrenzt waren. So grub z.B. die Servo 140 der Servo 132 das Wasser ab, ebenso die Servo 160 der spurgebundenen 160er. Beide Systeme wurden nach einer relativ kurzen Produktionszeit von jeweils ca. 5 Jahren vom Markt genommen, hatten bei der Entwicklung aber nicht unbeträchtliche Kosten verursacht.
zweitens waren die frühen Fahrzeuge der Servo 140 und Servo 160 technisch recht defektanfällig, woraufhin unzählige Detailverbesserungen vorgenommen wurden.
drittens bot das lenkbare System wider Erwarten nur geringen Spielspaß: da die Fahrbahnen prinzipbedingt beiderseits feste Leitplanken besitzen, kann man auf den Außenbahnen fast immer mit Vollgas durch die Kurve fahren (Anmerkung: Carrera hat das Problem erkannt und ab 1999 die Servo Plus mit Mittelleitplanken ausgestattet. Zwar spät, aber immerhin ;-). Bei spurgebundenen Systemen ist es dagegen eine Kunst, den Rennwagen Runde um Runde im Grenzbereich durch die Kurve driften zu lassen.
Fakt ist: der Verkauf der Servo-Grundpackungen lief zunächst sehr gut, die Anschlußkäufe in Form von zusätzlichen Fahrzeugen und Bahnteilen blieben jedoch weit hinter den Erwartungen zurück. Die Häufigkeit, mit der einem selbst heute noch einzelne Grundpackungen auf Flohmärkten oder in Zeitungsinseraten angeboten werden, mag ein weiteres Indiz dafür sein.
Nichtsdestotrotz stellen die Servo-Bahnen ein wichtiges Kapitel der Carrera-Historie dar. Im Vergleich zu den spurgebundenen Systemen ist die Fangemeinde zwar kleiner, dadurch das Preisniveau aber auch erheblich niedriger. Selbst absolute Raritäten erreichen kaum einmal dreistellige Preise. Die Servo 132 stellt eine Ausnahme dar, hier ist in letzter Zeit ein Anstieg des Preisniveaus zu beobachten.
Entwickelt wurde die Servo 160 aus dem spurgebundenen 160er System. Die Fahrzeuge sehen sich sehr ähnlich, zum Teil wurden sogar identische Karossen verwendet. Zum Produktionsende der spurgebundenen Carrera 160 wurden anscheinend nur noch Servo-Karossen verbaut oder die Karossen so gestaltet, daß sie ohne große Änderungen für beide Systeme verwendet werden konnten. Bei manchen Fahrzeugen ist es heute deshalb unmöglich zu sagen, für welches System die Karosse ursprünglich einmal gedacht war. Zusammen mit der Tatsache, daß das spurgebundene System relativ unbekannt ist, werden deshalb beide Systeme heute oftmals miteinander verwechselt. Erst im Zug der bereits angesprochenen, zahllosen Detailveränderungen wurden die Servo-Fahrzeuge deutlich von den spurgebundenen Versionen unterscheidbar. Eine Auflistung der Unterscheidungsmöglichkeiten findet sich hier.
Der gravierendste Unterschied zwischen beiden Systemen besteht natürlich darin, daß die Servo-Fahrzeuge lenkbar sind. Das bedeutet natürlich, daß neben speziellen Fahrzeugen auch völlig neu konstruierte Bahnteile erforderlich waren. Gleichwohl orientierte man sich an vorhandenem, die Servo-Bahnteile sind lediglich geringfügig schmäler als die des spurgebundenen Systems.
Wie funktioniert nun der Lenkmechanismus ? Nun, jede Spur besitzt 4 Leiterbahnen. Ein Fahrzeug benutzt die beiden äußeren, das andere die beiden inneren Leiter. Der Motor treibt über ein Zahnrad auch die Lenkung an. Durch das Lenkrad am Regler kann die Fahrspannung umgepolt werden, wodurch das Fahrzeug dann in die andere Richtung lenkt. Daß es dabei nicht rückwärts fährt, verdankt es der Tatsache, daß die Hinterachse 2 Zahnräder besitzt. Am Motor befindet sich ein kleiner Getriebekasten, der durch die Fliehkraft entweder nach links oder rechts ausschwenkt. Daher fährt ein Servo-Fahrzeug immer vorwärts, egal in welche Richtung der Motor dreht. Beim Loslassen des Reglers dreht die Hinterachse allerdings frei durch, so daß im Gegensatz zu den spurgebundenen Fahrzeugen keinerlei Bremswirkung erzielt wird. Ein Servo-Fahrzeug kann also nie wirklich geradeaus fahren, weil es immer entweder nach links oder rechts lenkt. Deshalb verfügen die Bahnstücke - wie bereits weiter oben erwähnt - beidseits über starre Leitplanken, die das Fahrzeug in der Spur halten.
Von 1978 bis 1980 war mit der der Servo 160 nur Lenkbetrieb möglich. Zusätzlich konnte man maximal 2 Hindernisfahrzeuge einsetzen, die führerlos mit konstanter Geschwindigkeit langsam ihre Runden drehten. Ab 1981 wurden die Streckenteile mit einem Führungsschlitz versehen, so daß nun auch Spurfahren möglich wurde. Dieses Spurfahren ist jedoch mit einer echten spurgebundenen Bahn kaum vergleichbar, weil die Servo-Fahrzeuge keinen Leitkiel, sondern nur einen optionalen Führungsstift besitzen. Beim Überschreiten eines bestimmten Driftwinkels geht der elektrische Kontakt zur Fahrbahn verloren (dieses Problem betrifft auch die spurgebundene 160er, dort allerdings in abgemilderter Form). Auch eine Bremse gibt es nicht, wie bereits erwähnt. Absolut einzigartig ist dagegen die Möglichkeit, mit Hilfe des Terminals für Mehrfahrzeugbetrieb auf einer zweispurigen Piste bis zu 6 Fahrzeuge ins Rennen zu schicken !
Hier die ersten Grundpackungen, wie sie ab Ende 1978 angeboten wurden. Die größte Packung kam erst 1979 dazu. Die optische Gestaltung orientiert sich an den Grundpackungen der anderen Systeme und ist als eher schlicht zu bezeichnen.
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65200 Grundpackung
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Die kleinste Grundpackung, sie erlaubt den Aufbau eines kleinen Ovals. Im Handel von 1978 bis 1980/81, die Schienen besitzen keinen Führungsschlitz. Auch heute ist diese Grundpackung noch sehr häufig zu finden. |
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65300 Grundpackung
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Im Handel von 1978 bis 1980/81, mit dem Inhalt dieser Packung kann man eine kleine 8 bauen. Die Schienen besitzen keinen Führungsschlitz. Es existiert auch eine Variante mit Trick-Stop und Doppelgeraden. |
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65500 Rennsportpackung
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Eine verlängerte 8 mit Steilkurve, im Handel von 1978 bis 1980/81, die Schienen besitzen keinen Führungsschlitz. |
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65700 Rennsportpackung
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Die größte Startpackung der ersten Serie. Neben reichlich Streckenmaterial ist noch ein Hindernisfahrzeug enthalten. Im Handel von 1979 bis 1980/81, die Schienen besitzen keinen Führungsschlitz. Hiervon gibt es auch eine Varante mit Trick-Stop. |
In diesem Jahr gab es als Neuheit die Packung 65400, und die Packung 65500 wurde mit anderen Fahrzeugen und anderem Deckelbild versehen.
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65400 Truck Racing
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Gleicher Streckenverlauf wie in 65300, aber mit zwei Kenworth-Trucks, die in diesen Farben nur in dieser Grundpackung erhältlich waren ! Im Handel nur 1980/81, die Schienen besitzen keinen Führungsschlitz. |
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65500 Rennsportpackung
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Der Vorläufer der Nachtrallye, im Handel nur 1980/81 erhältlich. Die Schienen besitzen keinen Führungsschlitz. Die beiden Fahrzeuge besitzen Beleuchtung, und der rote Capri war nur in dieser Grundpackung erhältlich ! |
Carrera verfolgte jetzt offensichtlich ein anderes Motto: weg vom reinen Rennsport, hin zur Action ! Die bisherigen Grundpackungen wurden nicht weiter angeboten, sondern durch vier völlig neue ersetzt. Jede der Neuheiten verfügt über ein eigenes Thema und teilweise auch über neuartige Sonderfahrbahnteile. Und die gezeichneten Deckelbilder sind schon fast als kleine Kunstwerke anzusehen.
65250 Slalom Rennen
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Eigentlich nur ein kleines Oval, der besondere Reiz dieser Grundpackung besteht aber in der Tatsache, daß das einspurige Ausbauset enthalten ist. Im Handel von 1981-1982, Schienen mit Führungsschlitz. |
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65350 Nachtrallye
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Eine der beliebtesten Startpackungen überhaupt. Die beiden Fahrzeuge sind beleuchtet, dazu gibt es noch fluoreszierende Aufkleber für die Rennstrecke. Im Handel von 1981-1987, Schienen mit Führungsschlitz. |
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65550 Motodrom Supersprung
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Das Highlight dieser Packung ist eine höhenverstellbare Sprungschanze, hinter der sich eine verschiebbare Bodenplatte mit Benzinfässern befindet. Da musste man in bester Stuntfahrer-Manier Runde für Runde drüber springen. Logisch, daß das auf Dauer nicht gut für die Fahrzeuge war... Das Streckenmaterial war allerdings so bemessen, daß man den Motodrom-Supersprung ausbauen konnte und immer noch eine halbwegs akzeptable Streckenlänge übrig hatte. Im Handel von 1981 bis 1984, Schienen mit Führungsschlitz. |
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65750 Pilot Racing
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Die größte Startpackung. Noch mehr Streckenlänge, zwei schöne Fahrzeuge und ein Hindernisfahrzeug das auch Zickzack fahren kann. Im Handel von 1981 bis 1983, Schienen mit Führungsschlitz. |
Zur Abwechslung nur eine einzige Neuheit, aber die hatte es in sich: Baustellenverkehr auf der Carrerabahn - jetzt auch im kleinen Maßstab !
65800 Transpo-Trucker
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Zwar nur ein winziger Rundkurs, aber trotzdem jede Menge Spielspaß durch die vielen Spezial-Fahrbahnteile. Mit ein paar Bahnstücken aus dem Servo-Standardsortiment ist ein größerer Kurs kostengünstig zu realisieren. Siehe auch die separate Transpo-Seite. |
Der drohende Konkurs wirft seine Schatten voraus: nur eine einzige neue Grundpackung im Jahr 1984 - und die nicht mal sonderlich innovativ.
65100 Super 8
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Eine kleine 8, wie der Name schon sagt. Im Handel von 1984 bis 1987, Schienen mit Führungsschlitz. Das Deckelbild ist im Stil der 1982er Neuheiten gehalten, diese Packung beinhaltet allerdings keine Sonderfahrbahnteile. |
Nach langer Zeit bekamen die Grundpackungen ein neues Design sowie neue Artikelnummern verpasst - der Inhalt blieb dagegen nahezu unverändert. Die Deckelbilder haben dabei leider einiges an Charme eingebüßt.
65105 Super Slalom
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Der Nachfolger der Super 8. Identischer Inhalt, nur das Deckelbild wurde etwas modernisiert. Im Handel von 1989 bis 1996, Schienen mit Führungsschlitz. |
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65355 Super Sport
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Der Nachfolger der Motodrom Supersprung, allerdings nur noch mit normaler Sprungsschanze und Feuer-Röhre. Im Handel von 1989 bis 1996, Schienen mit Führungsschlitz. |
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65360 Super Race
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Im Handel von 1989 bis 1996, Schienen mit Führungsrille. |
Die nachfolgenden Grundpackungen sind nur in sehr geringen Stückzahlen bekannt, und weisen diverse Besonderheiten auf.
65100 Super 8 von 1989
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Eine Super 8 Grundpackung mit Produktionsstempel von 1989 (Bild), als eigentlich schon der Nachfolger "Super Slalom" im Katalog stand. Der Inhalt (Bild) entspricht gr&ö&szumltenteils der bekannten Version. |
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65200 Vorserie 1
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Die kleinste Grundpackung, die sich in etlichen Details von den bekannten Versionen unterscheidet. Die Unterseite des Styropors weist nur eine einzige Vertiefung auf (Bild), und die Gestaltung der Seitenwände unterscheidet sich (Bild). Weiterhin besitzen die Standardgeraden keine zusätzlichen Querverstrebungen auf der Unterseite (Bild). |
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65200 Vorserie 2
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Noch eine Version der kleinsten Grundpackung, es handelt sich entweder um eine weitere Vorserie oder eine sehr frühe Verkaufsversion. Neben den enthaltenen Fahrzeugen in der Urversion sind insbesondere die beiden Handregler (Bild) absolute Besonderheiten - die Stößel sind nicht wie schwarz wie sonst üblich, sondern rot bzw. blau wie das Reglergehäuse. |
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65200 Le Mans
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Eine Rarität unter den Grundpackungen, sie wird in keinem Katalog erwähnt. Nach wie vor ist unklar, von wann bis wann diese Packung angeboten wurde. Das Fahrbahnmaterial besitzt Führungsschlitze und ergibt eine kleine 8. Hier die Inhaltsangabe in der Großansicht. |
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65350 Nachtrallye Spätversion
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Gemäß den Katalogen war die Grundpackung Nachtrallye nur bis 1987 im Sortiment. Nun ist ein Exemplar aufgetaucht, das einen Produktionsstempel von 1989 besitzt und in Details von der früheren Version abweicht. Weitere Fotos: Deckel, Seitenansicht, Inhalt 1, Inhalt 2 und Inhalt 3. |
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leider kein Bild | 65365 Jumping Trucks
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Diese Grundpackung wurde von 1993 bis 1996 in den Händlerkatalogen geführt, aber angeblich nur für den amerikanischen Markt produziert. Bislang ist die tatsächliche Existenz unklar, wer eine solche Grundpackung besitzt, möge sich bitte melden. |
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65375 Indy 500 Brickyard
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Diese Grundpackung wurde von 1993 bis 1996 in den Händlerkatalogen geführt, auch hier ist die reale Existenz unklar. |
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65395 Indy 500 Victory Lane
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Diese Grundpackung wurde von 1993 bis 1996 in den Händlerkatalogen geführt, tatsächlich wurden jedoch nur wenige Muster-Exemplare produziert. Diese sind heute alle in fester Sammlerhand. Die real existierenden Packungen besitzen interessanterweise die Artikelnummer 65396, in den Katalogen steht jedoch stets 65395. |
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65550 Motodrom Supersprung späte Version
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Die Besonderheit bei dieser Packung ist der rote Schrift "Made in Germany" (Bild 1, Bild 2), der normalerweise immer weiß ist. Auch die Seitenwände der Verpackung unterscheiden sich deutlich (Bild 3, Bild 4, Bild 5). |